Wir sind Henning und Rika aus Deutschland und durften zwei Wochen bei Noemi in Mollesnejta, einem Zentrum zur Erforschung von Agroforst in den Andentälern Boliviens verweilen. Über zwei Monate sind wir bereits durch die Dominikanische Republik und Peru gereist. Nun freuten wir uns zwei Wochen an einem Ort zu bleiben. Empfangen wurden wir mit strömendem Regen (es ist gerade Regenzeit), einem sehr liebevollen Hund und drei deutschen Praktikanten. Damit war klar, dass unsere Spanischkenntnisse in der nächsten Zeit nicht deutlich verbessert werden. Als der Regen endlich etwas nachließ trafen wir auf dem Weg Noemi, die Hausherrin der wunderbar grünen Fläche direkt vor den schönen Bergen. Nach einer weiteren Begrüßung bekamen wir eine Führung über das große Anwesen. Versteckte Trampelpfade, Aussichten bis nach Cochabamba zum Christo de la Concordia und schon einige interessante Infos zum Thema Agroforst. Davon hatten wir beide, da wir Förderpädagogik und Medizin studieren, so gar keine Ahnung. Wir hatten nur das Pflanzen von Tomaten, eine Portion Motivation und halbwegs starke Muskeln (dachten wir) vorzuweisen. Am heutigen Tag war eine spannende Sache im Gange und zwar kamen zwei Stiere und ein bolivianischer Kleinbauer, um mit einem Holzpflug einen Acker auf dem Gelände zu pflügen. Sowas bekommt man in Deutschland eher weniger zu Gesicht. Da der Boden hier seeeehr steinig ist, wechselten wir nur schnell die Schuhe und unsere erste Aufgabe lautete Steine sowie Grünzeug zu entfernen. Dabei lernten wir gleich noch die beiden Schweizerinnen kennen, wovon eine diesen Acker für eine Master-Arbeit-Forschung über verschiedenem Mulch vorbereitet. Dieser Acker und das Experiment begleiteten uns die nächsten Tage und ließen uns unsere Muskeln spüren. Außerdem lernten wir alle Mithelfenden besser kennen, befanden uns in interessanten Gesprächen und kamen dem Thema Agroforst etwas näher.


Zwischendurch hieß es auch noch Bäume pflanzen, wobei Noemi für jede Frage einfache und verständliche Erklärungen fand. Währenddessen schaut sich Noemi die umliegenden Bäume und Sträucher an, um entscheiden zu können welche Arten wir einsetzen. Ich durfte sogar eine „Molle“, die Namensgeberin der Farm, einpflanzen, was ein sehr gutes und umweltfreundliches Gefühl in mir hervorrief. Die vorgezogenen Bäumchen werden in vorgefertigte Löcher, welche mit Kohle und Schafsdung präpariert sind, eingesetzt, gut gegossen und zuletzt mit getrocknetem Gras umlegt. Dieses schützt das Pflänzchen vor Austrocknung. In weiteren Schritten legt man das sogenannte „Unkraut“ (im Fachjargon: Ackerbegleitflora) ebenfalls drumherum, da dadurch Nährstoffe in die Erde gelangen, womit der Kreislauf wieder geschlossen ist.

Die Setzlinge werden nicht gekauft sondern im eigenen Vivero (Baumschule) selbst herangezogen. Da wir hier viel Obst essen, hatten wir einige Samen zur Verfügung und Noemi besitzt auch noch jede Menge verschiedenster Baumsamen zum Einpflanzen. Dazu werden leere Milchtüten mit Erde gefüllt. Zu Beginn liegt da nur trockene hellbraune Erde, welche dann mit Nährstoffen durch organisches Material aufgemotzt wird. Zu guter Letzt mischt man den ganzen Haufen dann noch mit Sand, damit die Wurzeln nicht wegen des gestauten Wassers erdrückt werden. So stehen dann viele Milchpäckchen in dem alten Schweinestall und werden fast täglich von Noemi von Klee befreit. Die Freude und Begeisterung ist auf jeden Fall immer groß sobald etwas grünes das Licht erblickt.
Die Tiere in Mollesnejta, Katzen, Hunde bis zu den Eseln und Lamas bekamen alle ihre Streicheleinheiten oder ihr Futter von uns. In vielen weiteren Gesprächen bei den gemeinsamen Mahlzeiten oder entspanntem Zusammensein erfuhren wir weitere Infos über das Köhlern von Ästen aus dem Baumschnitt und dessen Ablöschen mit unserem Urin aus dem Trockenklo. In Mollesnejta wird versucht möglichst alles im Kreislauf zu erhalten sowie keine Betriebsmittel von außerhalb dazuzukaufen! Außerdem probierten zwei Praktikanten eine neue Methode zum Sichtbarmachen von Mykorrhiza (Pilz-Bakterien) an bestimmten Baumwurzeln aus. Alle waren dabei sehr bemüht uns die fachlichen Termini in einfachem Deutsch zu erläutern. Zusätzlich erfuhren wir von spannenden Bäumen, die Stickstoff an ihren Wurzeln speichern und damit als Düngerlieferanten dienen. Deshalb wurden hier abwechselnd Obstbäume und Tagasaste gepflanzt, damit der Stickstoff über die Wurzeln an die Obstbäume weitergegeben werden kann. Auch in Deutschland gibt es genau diese Pflanzen, die wir alle kennen, zum Beispiel Klee, Weiden und Bohnen. Natürlich lernt man auch so kleine Dinge für zu Hause. Lauchzwiebeln kann man ins Wasser stellen, das Grün nutzen und nochmals nachwachsen lassen. Genauso wie ein Avocadokern, den man an der Platten Seite mit Nadeln oder Zahnstochern versieht und nur dort bewässert und Keimen lässt.

Die Arbeit hier besteht aus viel Sonne, körperlicher Anstrengung, die wir nicht gewohnt sind, und Musik oder einfach guten Unterhaltungen. Da hier jeder und jede verschiedene Ausbildungen mitbringt, lernt man zusätzlich weitere Bereiche fernab von Agroforst kennen. Auch wenn nicht jede Arbeit Spaß macht, muss sie eben gemacht werden. Zusammenfassend waren unsere zwei Wochen spannend, muskelaufbauend, bildend und glichen einem WG-Leben mit viel Essen 🙂


Autorin: Rika
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