Der Cerro Tunari ist mit 5035m der höchste Berg der Andenkordillere Cochabambas. Die Besteigung gilt für die Burschen Combuyos als Initiationsritual ins Erwachsenen-Dasein sowie als Opfergabe an Ostern. Außerdem wird er regelmäßig von Touristen normalerweise mit Hilfe eines heimischen Guide bestiegen.
Als ortskundige Gringos die kein Geld für einen Guide haben, machten wir uns am Morgen des 8ten Februars alleine auf den Weg. Zuerst ging es von 2700 Höhenmeter bei Mollesnejta zum Pairumani Park.
Wir spazierten zuerst durch den Park, um an dessen höchsten Punkt entlang des Steilhangs der Schlucht des Payrumaniflusses in dessen Flussbett hinabzusteigen.
Im Park hatte sich uns ein vierbeiniger Begleiter angeschlossen, der uns nicht mehr von der Seite wich. Vermutlich roch er das Essen in unseren Rucksäcken. Wir tauften ihn „Fufu“.
Nun folgten wir dem Flussbett bergaufwärts. Mit zunehmender Höhe kamen teilweise kleine Kletterpassagen hinzu, die Fufu, trotz aller Zweifel meist einfacher meisterte als wir.
Nach einiger Zeit verließen wir das Flussbett um auf einem Weg der uns durch Felder führte weiterzugehen. Kurz vor einem kleinen Dorf trafen wir auf einen Mann der gerade dabei war seine Kartoffeln zu ernten. Sein erstes Wort uns gegenüber war „Coca?“. Vermutlich ist er neben Kartoffelbauer auch noch Zöllner. Coca hatten wir jedoch keins, konnten ihn aber mit einer Zigarette und einer matschigen Banane zufrieden stellen, was wir zumindest in seinen neutralen Gesichtsausdruck reininterpretierten. Wir durften also weiter und passierten nach kurzer Zeit das Dorf, welches aus einigen wenigen Stein- und Lehmhütten sowie einigen Ackerflächen bestand. Auf einer dieser Ackerflächen wurde zu unserer Überraschung sogar Agroforst angewendet.
Gegen 12 Uhr kamen wir an einem idyllischen Tal mit, von einem Fluss durchzogenen, saftigen Wiesen an.
Ein paar Schritte weiter fanden wir überraschenderweise die von uns angezielte Steinhütte, auf so wie man uns sagte 4000m Höhe, in der wir eigentlich vor dem Gesamtanstieg schlafen wollten. Da es jedoch noch so früh und wir fit waren, beschlossen wir nach einer Pause mit reichlich Schokolade und Keksen noch am selben Tag den Gipfel in Angriff zu nehmen, anstatt wie geplant am nächsten Tag. Mit leichterem Gepäck ging es also weiter, Fufu immer noch an unserer Seite. Dem Tal folgend ging es gemächlich bergan über weitere Wiesen, Geröllfelder und durch Kewinhua-Wälder.

Kewinhua Baum
Da wir wussten, dass wir irgendwann aber noch steil nach oben aus dem Tal auf den Hauptkamm steigen mussten, hielten wir stetig nach einer Möglichkeit Ausschau. Diese ergab sich dann auch und nun ging es wirklich steil bergauf. Anfangs noch über Wiesen, doch nach einem Absatz eröffnete sich uns der Blick auf eine Schotterpiste. Hier galt das Motto „zwei Schritte vorwärts, einer zurück“. Auf Grund der Höhe von inzwischen über 4000m musste man auch ca. alle 10-20 Schritte eine kurze Pause einlegen um wieder durchzuatmen.
Bei einer dieser Pause ist unser vierbeiniger Wegbegleiter todmüde eingeschlafen, woraufhin wir beschlossen ihn nicht zu wecken und erst auf dem Rückweg wieder einzusammeln. Am Ende der Schotterpiste, wurden wir mit einer zweiten mindestens nochmal so langen Schotterpiste begrüßt. Bei dieser konnten wir allerdings am linken Rand über die Felsen kraxeln, sodass dieser Part nicht ganz so anstrengend war. Geschafft! Zumindest schonmal der Aufstieg auf den Hauptkamm der Tunarikordillere.

Blick vom Hauptkamm Richtung Nordosten
Nun gings nahezu eben Richtung Gipfel. Gegen 16 Uhr erblickten wir zwischen schätzungsweise 4800 und 4900m den Tunari in seiner ganzen Pracht und genossen eine herrliche Aussicht.

Der Tunari im Hintergrund
Da wir aber auch noch Zeit für den Rückweg einplanen mussten um nicht im Dunkeln runterzurollen, beschlossen wir, auch angesichts der schon vorhandenen Erschöpfung, den Gipfelsturm abzubrechen und umzukehren. Die vormals so anstrengenden Schotterpisten erwiesen sich nun als großer Spaß, da man sie einfach rennend hinunterschlittern und springen konnte. Um 18 Uhr erreichten wir dann völlig erschöpft von 10 Stunden wandern, ca. 2100m Aufstieg und knapp 1000m Abstieg unseren Lagerplatz. Im letzten Abendlicht beobachteten wir wie die hier ansässigen Campesinos ihre Lamas zu ihrer Siedlung trieben.
Nach einer ungemütlichen Nacht, da es als Isomattenersatz lediglich eine Auflage Stroh gab, gings dann am nächsten Morgen wieder zurück. Fufu konnten wir trotz aller Hoffnung auf unserem Rückweg leider nicht wiederfinden.
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