Ziel der Aktivitäten
Durch agroforstliche Praxis wird gezeigt wie Boden restauriert, die landwirtschaftlichen Kulturen an den Klimawandel angepasst und mit
minimaler Bewässerung und ohne Einsatz von Agrochemie produziert werden kann. Agroforst ist eine Agrartechnik, die bereits die Inka vor rund 1000 Jahren bei einer vorherigen Klimaveränderung mit Extremtemperaturen und verringertem Niederschlag angewendet haben.
Der Versuchsbetrieb Mollesnejta umfasst 16 Hektar und befindet sich im Tal von Cochabamba, Provinz Quillacollo, Munizip Vinto, oberhalb des Bewässerungskanals des Dorfes Combuyo, am Hang der Tunari-Kordillere auf +/- 2.800 Meter ü.N.N. im Tunari-Nationalpark. Das Klima ist semiarid mit jährlichen Niederschlägen zwischen 250 (El Niño-Jahr) und 550 mm, die innerhalb von drei bis vier Monaten fallen. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 18°C. Das Gelände ist sehr steinig und hat eine schwache bis starke Hanglage. Durch Überweidung war 1999 die Bodenkrumme abgetragen und zahlreiche Erosionskanäle furchten das Gelände – typische Bodensituation in der östlichen Andenregion.
Durch den Einsatz von Agroforst erholt sich der Boden und das lokale Ökosystem: Die bislang gemachten Erfahrungen zeigen, dass je größer die Artendiversität und je höher die Pflanzdichte, desto mehr Dynamik dem Restaurationsprozess von Boden und lokalem Ökosystem innewohnt. Bis heute wurden rund 51.000 Bäume und Büsche gepflanzt und konsequent die spontan erscheinenden Wildpflanzen geschützt, die jedes Jahr artenreicher sind. Die durchgehende Bodenbedeckung führt zur
Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und erhöht seine Wasserspeicherfähigkeit.
Im Mittelpunkt der Versuche steht die Vergesellschaftung einheimischer Büsche und Bäume mit Nutzpflanzen, sowohl Kurzzeitkulturen als auch Obstgehölze, um unter Anbaubedingungen mit Extremtemperaturen und
Wassermangel günstige Artenkombinationen zu identifizieren. Der Artenreichtum schafft zudem ein natürliches Gleichgewicht zwischen möglichen Schadinsekten und ihren Fressfeinden, weshalb auf dem
gesamten Gelände keine Pflanzenschutzmittel angewendet werden.
Ausgesuchte Versuchsparzellen werden in Kooperation mit der Universidad Católica Boliviana wissenschaftlich begleitet.
In 2015, dem Internationalen Jahr des Bodens, wurden Versuche zur
Bodenverbesserung mit aktivierter Biokohle (Terra Preta) und Fragmentiertem Astholz begonnen; das Ausgangsmaterial für beide Bodenverbesserungstechniken stammt vom Baum- und Strauchschnitt der
eigenen Parzellen.
Wir beobachten zudem wie am günstigsten Weidetiere in Agroforstsystemen gehalten werden können. Nach Kühen, Ziegen, Schafen und Gänsen gibt es momentan zwei Esel, ein Lama-Pärchen und
Meerschweinchen. Außerdem sorgen einige Hunde für die Sicherheit, mehrere Katzen schützen Jungpflanzen vor den Nagezähnen wilder Meerschweinchen, Bienen sichern die Bestäubung der Obstgehölze, eine Hühnerschar frisst bodennahe Insekten und die Karpfen im
Beregnungswasservorratsbecken vertilgen mögliche Insektenlarven.
Das in der Praxis gewonnene Know-how wird in Seminaren und Kongressen an Interessierte weitergegeben und ebenfalls publiziert.
Bis Anfang 2017 waren im MOLLESNEJTA 41 verschiedene Agroforst-Konsortien implementiert worden. Am 15. August 2017 hat ein Feuer einen Großteil davon zerstört wir beobachten nun welche Pflanzenarten wie wieder ausschlagen und vieles mehr!
- 2000 Sukzessionale Agroforstparzelle mit dem Olivenbaum als Primarart (0,25 Ha)
- 2001 Gemischte Agroforstparzelle: Obstgehölze in Vergesellschaftung einheimischer Arten (0,5 Ha)
- 2001 Parzelle mit einer Kombination aus Olivenbaum und Tagasaste (Chamaecystisus proliferus) (0,25 ha)
- 2004 Gemischte Parzelle mit verschiedenen Kiefernarten, einheimischen Arten und Obstgehölzen (0,5 ha)
- 2004 Parzelle mit Weinreben vom Weinbauinstitut Freiburg i.B. (Cabernet), Trockenresistenzprüfung (0,25 ha)
- 2005 Agroforstparzelle mit Arten aus verschiedenen Klimazonen (SAF Tropical; 0,1 ha)
- 2005 Gemischte Parzelle mit Arten zur Prüfung auf ihre Eignung gegen den Hangabrutsch (0,01 ha)
- 2006 Sukzessionale Agroforstparzelle mit dem Avokadobaum als Primarart (1 ha)
- 2006 Sukzessionale Agroforstparzelle mit dem Walnussbaum als Primarart (1,25 ha)
- 2006 Agroforstparzelle mit vier verschiedenen Weinrebensorten aus Tarija und Tagasaste als Stütze (0,25 ha)
- 2007 Parzelle mit verschiedenen Kiefernarten (0,5 ha)
- 2007 Gemischte Parzelle mit Eiche, Kiefern und einheimische Arten (0,25 ha)
- 2007 Gemischte Parzelle mit Obstgehölzen in Kombination mit Mollebaum (Artemisia anua 2007/08) (0,25 ha)
- 2008 Gemischte Parzelle mit Holzbäumen, Demoparzelle für Wassereinzugsgebietsmanagement (0,5 ha)
- 2008 Gemischte Parzelle mit Kiefern und heimischen Gehölzen (0,5ha)
- 2008 Agroforstparzelle unterteilt mit Ackerparzellen; Tarabaum und Obstgehölze formen Terassen (1,5 ha)
- 2008 Gemischte Forstbaumparzelle entlang eines Erosionskanals (0,25 ha)
- 2009 Traubenparzelle mit Leguminosenbäumen für den Bodenstickstoff und als Stütze (0,1 ha)
- 2009 Gemüseparzelle mit Versuchsreihen der Anwendung von Terra Preta (0,05 ha)
- 2010 Gemischte Parzelle einheimischer Holzbäume und Kiefern (0,5 ha)
- 2010 Gemischte Holzbaum-Parzelle (Pinus radiata, Eucalyptus globulus, Acacia dealbata) (0,25 ha)
- 2010 Parzelle zur Beobachtung der Bodensanierung durch Opuntia ficus-indica und heimischen Arten (1 ha)
- 2010 Parzelle zur Beobachtung der Bodensanierung mit heimischen Arten (Kewinhua, Kishuara; 1 ha)
- 2011 Parzelle mit Ginkgo und spontan sich aussäenden Heilpflanzen (0,5 ha)
- 2011 Agroforstparzelle mit Opuntia ficus-indica und spontan sich aussäenden Arten (1 ha)
- 2012 Agroforstparzelle drei Holzbaumarten (Pinus, Eucalyptus, A. dealbata), Kaktusfeige (ESFOR. 0,25 ha)
- 2012 Mini-Agroforst-Demo-Parzelle mit heimischen Arten, Tomatenbaum, insektenabwehrende Arten (0,01 ha)
- 2012 Versuchsparzelle mit Sanddorn (0,01 ha)
- 2013 Parzelle mit Obstgehölzen, heimischen Arten und Heilpflanzen (0,1 ha)
- 2013 Luzerneversuchsfeld mit heimischen Arten, Obstgehölzen als lebendiger Zaun (0,1 ha)
- 2013 Parzellen (zwei) mit Futtergras in Schwarzwassersenkbecken (0,01 ha)
- 2014 Silvopastorile Parzelle mit spontaner Regeneration heimischer Arten u. Tipuana tipu als Lebendzaun (1 ha)
- 2014 Silvopastorile Parzelle mit spontan erscheinenden heimischen Arten als lebendiger Zaun (0,5 ha)
- 2014 Ackerparzelle mit heimischen Arten und Obstgehölzen als lebendiger Zaun (0,1 ha; SAF-Tara cajón 6)
- 2015 Parzelle mit Futtergräsern in Kombination mit Akazien (0,01 ha)
- 2015 Versuchsparzelle zur Multiplikation von Sanddorn (0,01 ha)
- 2015 Runde, sukzessionale Agroforstvergesellschaftungen mit der Apfelsorte Camuesa, Feigenbaum (0,25 ha)
- 2015 Runde, sukzessionale Agroforstkonsortien mit verschiedenen Nutzpflanzen (0,1 ha; auf dem BewKanal)
- 2016 Silvopastorile Parzelle mit einem lebendigen Zaun aus heimischen Arten, Holz- und Futterbäumen (1 ha)
- 2016 Runde, sukzessionale Agroforstvergesellschaftungen mit Obstgehölzen mittig als Primarart (0,1 Ha)
- 2017 Runde, sukzessionale Agroforstkonsortien mit Feige und Apfel als Primararten (0,2 Ha)