Wie das als Tourist in Bolivien so ist, mussten zwei meiner Arbeitskollegen in Mollesnejta das Land aufgrund ihres nur 90-tägigen Touristenvisums Ende Dezember vergangenen Jahres verlassen, Anlass für ein wenig Urlaub zum Jahreswechsel also. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns dann dazu entschieden, nach Arica in Chile ans Meer zu fahren. Kurz nach Weihnachten ging es dann zunächst mit dem Nachtbus nach La Paz, wo wir noch einen Tag verbracht und uns dabei das Valle de la Luna angeschaut haben. Ein sehr schöner Halbtagesausflug, ist das Areal doch landschaftlich beeindruckend und dabei für bolivianische Verhältnisse sehr gepflegt und sauber. Am Nachmittag sind wir dann noch reichlich entspannt durch die Stadt geschlendert, haben Alpaka-Pullis gekauft und waren Crêpes essen.
Für den nächsten Mittag hatten wir dann den Bus nach Arica gebucht, sodass es nach einem eher spärlichen Frühstück und einem kurzen Einkauf zum Terminal ging. Leider war die Busfahrt teurer, als wir erwartet hatten, jedoch gab es unterwegs dann überraschenderweise noch Snacks und ein Getränk für jeden. Nach knapp vier Stunden Fahrt waren wir dann an der Grenze angekommen und ich war gleich von der Sauberkeit und der Ästhetik der chilenischen Grenzstation begeistert. Die Formalitäten waren glücklicherweise schnell erledigt, sodass es nach zwei Stunden, die mir gar nicht so lang vorkamen, gleich weiterging. Auf chilenischer Seite erwarteten uns dann noch knapp vier Stunden Fahrt, aufgrund einer ausgedehnten Pause bei einer Raststation und der einen Stunde Zeitunterschied erreichten wir Arica jedoch erst gegen ein Uhr nachts. Schnellen Schrittes ging es dann noch zum Hostel, wo wir nach einem sehr unkomplizierten Check-In eine andere Praktikantin aus Mollesnejta trafen, die zuvor schon einen Monat lang auf Reisen war. Trotz aller Müdigkeit saßen wir noch gemütlich beisammen, schließlich konnten wir am nächsten Morgen ganz gemütlich ausschlafen.
Glücklicherweise war das Frühstück im Hostelpreis inkludiert, und von dessen Qualität waren wir gleich sehr angetan. Endlich mal richtiger Kaffee. Zur Mittagszeit ging es dann bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein auf Erkundungstour durch die Stadt, wo wir zunächst den Ausblick vom Morro de Arica genossen und das dortige Waffenmuseum besichtigt haben, anschließend sind wir einfach durch die Strasen geschlendert und haben uns von der fröhlichen Stimmung tragen lassen. Was mich persönlich sehr begeistert hat, war die 2018 eröffnete Mallplaza, die nicht nur herrlich sauber sondern auch äußerst ansprechend gestaltet war. Außerdem war das Essensangebot dort überwältigend, wir haben uns für sehr gute Burritos entschieden. Ein totaler Kontrast zu den vorherigen vier Monaten in Bolivien. Weiter ging es dann gleich zum Supermarkt Jumbo, wahrlich ein Shoppingparadies, in welchem viele deutsche Produkte auch ein gewisses Heimatgefühl aufkommen ließen. Dort haben wir dann für das Abendessen eingekauft, bei diesem haben wir den Tag ganz entspannt im Hostel ausklingen lassen und uns dabei noch mit einem Norweger angefreundet, welcher sogar mit dem selben Bus wie wir angekommen war.

Am Sonntag war dann Erholung am Strand angesagt, wiederum ging es erst um die Mittagszeit los, so, wie es sich für einen entspannten Urlaub gehört. Zwischen angenehmer Erfrischung in den Wellen habe ich mir jedoch trotz Sonnencreme leider einen kleinen Sonnenbrand geholt. Nichtsdestototz hat sich der Ausflug gelohnt. Am Abend haben wir im Hostel dann den Surflehrer getroffen und gleich eine Surfstunde für den nächsten Morgen (Silvester) gebucht.
Frühmorgens ging es also mit unserem norwegischen Freund zur Surfschule, wo wir mit noch einigen weiteren Interessierten zunächst die Theorie des Surfens besprachen und das Aufstehen auf dem Brett übten. Anschließend zwängte sich ein jeder in einen Neoprenanzug, woraufhin wir dann mit den Boards zum entsprechenden Strandabschnitt spazierten. Dort wurde zunächst ein wenig geplanscht, rasch paddelten wir jedoch auf dem Brett ein Stück weit weg von der Küste, um dort auf die ersten Wellen zu warten. Unter Anleitung des Surflehrers starteten wir also die ersten Versuche des Wellenreitens – und überraschender Weise hat das auch richtig gut funktioniert. Dieser schnelle Erfolg hat natürlich wahnsinnig motiviert und wir wollten kaum aufhören, irgendwann waren wir jedoch auch gut erschöpft, sodass wir nach knapp zwei Stunden glücklich und zufrieden das Wasser verließen.
Mit einem Bärenhunger entschieden wir uns dann noch einmal für einen Burrito in der Mall. Im Hostel war noch Zeit für einen (zugegebenermaßen sehr späten) Mittagsschlaf, bevor es in Richtung Strand ging, um dem neuen Jahr entgegenzufiebern. Eigentlich wollten wir auf dem Weg noch zu Abend essen, leider waren jedoch alle Läden geschlossen, schließlich kreuzten wir also bei der Surfschule, zu deren Party wir mehr oder weniger eingeladen worden waren, auf und konnten von deren Dachterrasse das Neujahrsfeuerwerk bestaunen und dabei noch ein paar Reste vom Essen verputzen. Irgendwann wurde uns das aber leicht unangenehm, sodass wir noch schnell eine Surfstunde für den nächsten Tag vereinbarten und uns auf den Rückweg zum Hotel machten. Dabei kamen wir jedoch am Kasino vorbei und verspürten irgendwie den Drang, dort doch noch vorbeizuschauen. Gesagt, getan, waren wir schon drin und fingen an, Poker zu spielen – eine schlechte Idee. Besser lief es beim Roulette, dort war das Spiel auch um einiges interessanter. Alles in allem eine spannende Erfahrung und ein guter Start ins neue Jahr.

Nach einer doch recht kurzen Nacht samt Frühstückspause haben wir dann
gezweifelt, ob es wirklich so eine gute Idee war, mittags gleich Surfen zu gehen. Aber der Termin war ja vereinbart und wir wollten nicht unhöflich sein, also machten wir uns auf zur Surfschule, wo es nach kurzer Theorieeinheit recht zügig ins Wasser ging. Diesmal waren die Wellen jedoch höher und stärker, sodass wir einige Schwierigkeiten dabei hatten, die Wellen richtig zu erwischen. Trotzdem keine verschwendete Zeit, man lernt ja bekanntlich nie aus. Andern Mals gut erschöpft haben wir uns zum Abendessen dann mal Meeresfrüchte geleistet. Sehr lecker.
Nach einer sehr erholsamen Nacht haben wir uns dann gemeinsam mit dem Norweger zum Busterminal aufgemacht, um eine Rückfahrt nach Bolivien für den nächsten Tag zu buchen. Dabei haben wir dann passenderweise einen Nachtbus nach Oruro gefunden, sodass wir noch den gesamten Tag in Arica zur Verfügung hatten. Mittags haben wir uns dann zwei äußerst große Pizzen geteilt, ein würdiges Mittagessen. Eigentlich wollten wir dann noch an den Strand, dafür war es uns aber zu bewölkt, also sind wir alternativ zu den Cuevas de Anzota gefahren, ganz nette Höhlen direkt am Meer. Abends haben wir dann noch reichlich Bratkartoffeln gebraten und unseren letzten „richtigen“ Abend im Hostel genossen.
Am letzten Tag ging es dann morgens noch einmal Surfen, was dieses Mal auch wieder richtig Spaß machte. Nach einem entspannten Nachmittag im Hostel waren wir noch recht günstig asiatisch zu Abend essen, gleich darauf hieß es dann auch Abschiednehmen, weil eine von uns ihren Aufenthalt in Mollesnejta abgeschlossen hatte und nun weiter nach Peru reiste. Wir übrigen drei verbrachten dann noch den Abend am Strand bis unser Bus um Mitternacht abfahren sollte, dieser hatte jedoch reichlich Verspätung, sodass es leider erst gegen kurz vor zwei Uhr morgens losging.

Die folgende Busfahrt war dann auch nicht wirklich angenehm, vor allem, weil die Grenzüberquerung auf bolivianischer Seite diesmal knapp vier Stunden in Anspruch annahm, wir mussten erst einmal nämlich über zwei Stunden im Bus warten. Mittags waren wir dann in Oruro angekommen, dessen Anblick einen extremen Kontrast zu den vergangenen Tagen in Chile darstellte. Der Volunteer Benjamin und ich wollten von dort noch weiter nach Sucre fahren, leider fuhr der nächste Bus jedoch erst abends, sodass wir noch reichlich Zeit in Oruro verbringen mussten, diese haben wir dann mit Kaffeetrinken, ein wenig Sightseeing sowie einem Kinobesuch totschlagen können.
Frühmorgens kamen wir dann nach einer doch recht kurzweiligen Busfahrt in Sucre an und haben uns gleich eine Unterkunft gesucht, wobei wir bei einem kleinen Hotel sehr gut und vor allem preiswert unterkamen. Schnell ging es noch in die Stadt, um etwas zu frühstücken, vor Ermüdung nach zwei aufeinanderfolgenden Nächten im Bus haben wir den restlichen Tag dann aber eher verschlafen, bloß zum Abendessen ging es noch einmal aus dem Haus, dabei haben wir ein nettes Restaurant mit passablem Steak gefunden.
Für den nächsten Morgen hatten wir dann eine Sightseeingtour gebucht, pünktlich kreuzten wir bei der Agentur auf und sogleich ging es auch los, zunächst zum Parque Cretácico, einem Park voller lebensgroßer Dinofiguren mitsamt Panorama auf eine Felswand mit Dinospuren, anschließend zum Castillo de la Glorieta, dem einzigen Schloss Südamerikas, und zu guter Letzt noch zur Recoleta, einem netten Aussichtspunkt, von welchem aus man einen guten Blick über Sucre hat.
Wahlweise konnte man dann auch noch traditionell bolivianisch essen gehen, was wir auch gemacht haben. Alles in allem dauerte diese Tour etwa fünf Stunden, welche sich auch gelohnt haben, lediglich der Zustand des Schlosses mitsamt geschmackloser Elektrifizierung entsetzte mich. Am Abend verließ mich dann auch mein letzter Reisegefährte und fuhr zurück nach Cochabamba, vor mir lag dann erst einmal noch eine Woche weltwärts-Zwischenseminar in Sucre.

Dort habe ich dann all diejenigen, mit denen ich im August hier in Bolivien
angekommen bin, wiedergetroffen. Dabei war es sehr spannend, zu hören, was die in den vergangenen Monaten so erlebt haben. Recht spontan habe ich mich dann noch dazu entschlossen, einige andere Freiwillige mit nach Tarija zu begleiten, um die Stadt zu sehen und dort noch ein paar Tage zu verbringen. Am Sonntagabend nahmen wir also den Nachtbus in den Süden, den ersten Vormittag in Tarija habe ich dann auch erst einmal ein wenig Schlaf nachgeholt. So ist das wohl mit Nachtbussen. Nachmittags haben wir dann aber noch die Stadt angeschaut und abends sehr gutes und vor allem günstiges Steak gegessen, das war wirklich eine wahre Wonne.
Am nächsten Tag ging es dann gemütlich mit anderen Freiwilligen Mittag essen und später noch ein wenig zusammensitzen. Das Highlight folgte dann allerdings am Mittwoch, wo wir vormittags eine Weintour gemacht haben, dort wurden verschiedene Weingüter besucht und dabei auch noch reichlich Wein verkostet, und das zu einem sehr guten Preis. Donnerstagabend bin ich dann in den Nachtbus nach Cochabamba gestiegen, diese Fahrt war jedoch sehr anstrengend – immerhin 18 Stunden lang – und dabei auch nicht ganz günstig. Bei der Distanz hätte sich wahrscheinlich auch zeitlich ein Flug gelohnt.
Mittags war ich schließlich wieder in Cochabamba, wo mich meine Kollegen aus Mollesnejta schon erwarteten, schließlich wollten wir an dem Wochenende noch gemeinsam zum Nationalpark Toro Toro fahren. Nach einem Mittagessen im Café Paris ging es dann auch gleich wieder los, leider waren wir jedoch erst gegen Abend in Toro Toro, dazu ist zu sagen, dass allein schon die Anfahrt über teilweise eher unbefestigte Wege ein Abenteuer darstellt. Ein preiswertes Hostel war jedenfalls schnell gefunden.
Den Nationalpark kann man nur mit einem Guide erkunden, also mussten wir für den Samstag zwangsläufig eine geführte Tour buchen, dabei besuchten wir mit noch zwei weiteren Touristen – einem Vater und seinem Sohn – und dem Tourguide zunächst die Ciudad de Itas, eine landschaftlich interessante Ansammlung von Felsformationen, weiter ging es dann zur Höhle Umajalanta, die größte Höhle Boliviens. Ausgerüstet mit Helm und Stirnlampe kraxelten wir dann etwa zwei bis drei Stunden dort herum und bestaunten einen unterirdischen Wasserfall. Dabei verloren wir jedoch zunehmend die Nerven ob unserer zwei Begleiter, die nicht nur äußerst langsam unterwegs waren, sondern auch gut genervt haben. Trotzdem war das ein gelungener Tag, welchen wir schließlich mit einem netten Abendessen abrundeten.
Für den nächsten Tag hatten wir mittags die Abreise geplant, so blieb uns vormittags dann noch Zeit, den Canyon von Toro Toro zu erwandern, netterweise mit dem selben Guide wie am Vortag, diesmal aber ohne nervige Gesellschaft. Auf dem Weg gab es übrigens zahlreiche Dinospuren zu bestaunen, was ich aufgrund des direkten Zugangs in der Natur und der Häufigkeit irgendwie interessanter fand als in Sucre. Schließlich fuhren wir dann mit dem Trufi zurück nach Cochabamba, was deutlich schneller ging als noch auf dem Hinweg, der Fahrer schien es nämlich sehr eilig zu haben. Abends war ich dann nach knapp dreieinhalb Wochen auf Reisen zurück in Mollesnejta.

Was mir auf dieser Reise am besten gefallen hat, war Chile, dort muss
ich
unbedingt noch einmal hin, um den Rest des Landes zu erkunden. Begeistert war
ich auch von Sucre, welches ich wohl als schönste Stadt Boliviens bezeichnen
würde, wenngleich Tarija mit seiner Modernität, welche besonders auf dem Markt
in der Stadt und am Busterminal sichtbar wird, auch bezaubert. An sich kann ich
jedem nur ans Herz legen, hier gut rumzureisen, angesichts dessen, was
man so alles sieht und welche Menschen man unterwegs kennenlernt. Für mich
war aber auch vor allem die Erfahrung, mal für längere Zeit unterwegs zu sein, sehr
lohnenswert.
Autor: Jordan
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