Agroforst ist die Kombination von Landwirtschaft und Forstwirtschaft, das heißt einjährige Kulturen wie Getreide, Kartoffeln oder Gemüse in Vergesellschaftung mit Bäumen. Das können Obstgehölze oder Holzbaumarten sein. Die Dynamik entsteht über die Artenvielfalt und Dichte der Pflanzen. Je höher beides, desto mehr Dynamik entwickelt der Entwicklungsprozess des Pflanzenkonsortiums. Das gilt gleichermaßen für über der Erde und im Boden.
Ein Dynamisches Agroforst-Konsortium verändert sich stetig gemäß der natürlichen Abfolge
der Pflanzenvegetation und verlangt ein dynamisches Eingreifen, um den Nutzarten genügend
Licht, Raum und Luft für das Fruchten zu ermöglichen. Bei den Tätigkeiten in einem dynamischen Agroforstsystem handelt es sich überwiegend um den Schnitt. Mit dem Schnittgut – entweder als Ganzes oder Gehäckselt – wird der Boden der Parzelle gemulcht.
Ein Ruedo ist eine Möglichkeit ein dynamisches Agroforstkonsortium zu implementieren. Die
Übersetzung von Ruedo ist Kreis. In dessen Mitte wird die mehrjährige Hauptertragsart gepflanzt, in der Regel eine Klimax-Art mit einer Lebensdauer von über 100 Jahren. Rund um
diese eine Artenvielfalt von Pionierarten (Einjährig), Sekundär-I-Arten (Lebenszyklus bis zu
zwei Jahren), Sekundär-II-Arten (Lebenszyklus bis zu 20 Jahren) und Sekundär-III-Arten, die
bis zu 100 Jahre alt werden können.
In dem Fall, dass ins Zentrum des Ruedo als ökonomisch wichtigstes Gehölz eine Sekundär-III Nutzart gestellt wird, sollte das Konsortium drumherum aus Pionier, Sekundär-I und
Sekundär-II-Arten bestehen.
In Mollesnejta ist der Boden steinig und sehr degradiert. Deshalb misst der Ruedo nur ein
Meter im Durchmesser. Ebenfalls ein Meter tief wird das Pflanzloch ausgehoben, die Steine
herausgeklaubt und die verbliebene Erde mit Kompost vermischt.


Um der natürlichen Pflanzenabfolge gerecht zu werden, wird das Ruedo mit Arten
unterschiedlicher Lebensdauer bepflanzt, die sich folgendermaßen einteilen lassen:
• Pionierart: wird bis zu einem Jahr alt
• Sekundär-Art I: wird bis zu zwei Jahre alt
• Sekundär-Art II: wird bis zu 20 Jahre alt
• Sekundär-Art III: wird bis zu 100 Jahre alt
• Klimax-Art: wird über 100 Jahre alt und ist ökonomisch gesehen meistens die
wichtigste Art im Konsortium
Wie auf dem Foto erkennbar ist in diesem Beispiel die Primärart eine Chirimoya (Annona cherimola). Diese wird vorsichtig in die Mitte des Ruedos gesetzt


Pionierarten sind beispielsweise Radieschen und Neuseelandspinat. Als Sekundärarten
werden Ringelblume (Sek I) ausgesät und Tagasaste (Chamaecytisus proliferus ssp. palmensis), Geranie und Fetthenne (Sek II) ausgepflanzt. Alle diese Begleitarten finden ihren Platz rund um die Chirimoya, damit diese optimal geschützt und gefördert wird.
Radieschen können zeitnah beerntet werden, genauso wie der Neuseelandsalat, der auf dem
Boden aufliegt und ihn bedeckt. Die Ringelblume desinfiziert mit ihren Wurzeln den Boden und
schützt ihn vor Nematoden, zudem bedeckt sie mit ihrer Rosette rasch die Bodenoberfläche.
Die Fetthenne unterstützt die Feuchtigkeitsbevorratung im Boden. Die Geranie ist eine Repellent-Pflanze, die auf Schädlinge abwehrend wirkt und ebenfalls rasch den Boden beschattet. Bodendecker verhindern das Aufwachsen unerwünschter Gräser und Kräuter und
bewirken über ihren Bodenbeschattung, dass sich Feuchtigkeit lange im Boden hält.


Nach der Pflanzung wird richlich angegossen, damit sich die Erde um die Pflanzwurzeln
schmiegt und so die Pflanzen Nährstoffe und Wasser ungehindert aufnehmen können.


Die Bodendecker sind zu Beginn noch sehr klein, weswegen im Ruedo Sägemehl und frisch
geschnittenes Gras auf die Erde verteilt werden. Dadurch verdunstet weniger Wasser, der Boden bleibt länger feucht und die Bodenorganismen haben eine gleichmäßige Umgebungstemperatur.
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