Mollesnejta, Samstag den 26.08.2023 von Noemi Stadler-Kaulich
Mir fehlen die Worte!!! Also Bilder ….



Es ist keine Person und auch keins unserer Haustiere zu Schaden gekommen. Die Gebäude haben vor dem Feuer bewahrt werden können, aber es war knapp! Etwa ¾ des Geländes von Mollesnejta sind abgebrannt und damit auch alle dortigen, modellhaften Agroforstparzellen genauso wie die Obstgehölze gleich neben dem Berghaus, die Verstorbenen in meiner Familie und besonderen Freunden gedenken sollten.
Noch ist unklar, wie das Feuer entstanden ist. Es hat uns richtiggehend überfallen. Der Augustwind ist böig, stark und wechselt ständig die Richtung. Das führt zu solch verheerenden Schäden.
Ich danke SCHEUNE e.V. in Freiburg für die Spende für den Kauf von Rückenspritzen. Das ist hier in diesem unwegsamen Gelände das beste Werkzeug gegen Feuer – vorausgesetzt man hat Wasser. Und ja, wir sammeln jeden Regentropfen von den Dächern und alles Grauwasser in Wassertanks – zum Gießen und um mögliche Feuer zu bekämpfen.
Wir hatten bei den vorherigen Feuern einiges dazugelernt: Trockenes Gras muss geschnitten und abtransportiert werden. Allerdings wird es in Mollesnejta als Mulch genutzt. Je bedürftiger das Bäumchen, desto mehr Mulch erhält es. Bei Feuer ist das ungeschickt – desto mehr Mulchauflage, desto größer die Hitze, desto verheerender das Ergebnis. Die Holzpfosten der E-Leitungen sind im untersten Bereich von jeweils einer 1,20 Meter hohen metallenen Wellblechplatte umgeben, um sie vor dem Abbrennen zu schützen. Die Wasserleitungen, sowohl vom Trink- als auch vom Bewässerungswasser liegen überwiegend in der Erde, wo sie nicht verbrennen können. Allerdings sind die Tröpfchenbewässerung, die wir in einigen Agroforstparzellen gelegt haben, um in diesem Trockenjahr besonders wassersparend zu gießen, weggeschmolzen. Wasserbevorratung ist eine Schlüsselbedingung – die natürlich erhebliche Investitionen voraussetzt. Bereits zuvor hatten wir Brandschneisen gelegt – die bei DIESEM Wind jedoch nix genutzt haben. Kiefern und weitere Baumarten, die schnell brennen waren hochgeastet, damit das Feuer nicht den Stamm hochklettern und sich aus der Höhe verbreiten kann. Doch hat der Wind bis in die Wipfel Funken getragen und dort Kronenfeuer ausgelöst.
Ich schreibe diese Zeilen gegen Mitternacht und nachdem ich zusammen mit all den anderen Anwesenden bereits 12 Stunden gegen das Feuer angekämpft habe. Noch stehe ich wie neben mir. Kann nicht glauben, dass das passiert ist, was in den letzten Stunden geschehen ist. Rauch kratzt in meinem Rachen und der Kohlegeruch in der Luft und an meinen Kleidern verursacht Übelkeit.
Eins aber weiß ich: AGROFORSTWIRTSCHAFT muss mit Feuer zusammen gedacht und ausgeführt werden. Ich hatte seit dem letzten Feuer im August 2017 Institutionen, Universitäten und die Lokalregierung kontaktiert und mündlich & schriftlich eingeladen auf dem Gelände von Mollesnejta Feuerübungen durchzuführen, kalte Brände zu legen (das Unterholz wird kontrolliert abgeflammt) und generell bei der Aufforstung Feuerereignisse vorauszudenken. Doch ist niemand darauf eingegangen.
Noch weiß ich nicht, wie es nach dem heutigen Tag und den Aufräumarbeiten weitergehen wird. Zudem steht in rund drei Wochen meine herbstliche Seminarzeit in Europa bevor. Die Praktikanten und die für das Wintersemester angemeldeten Studenten mit Datenaufnahme für ihre Abschlussarbeit sind nicht unbedingt auf die Agroforstparzellen in Mollesnejta-Combuyo angewiesen, denn es gibt ja noch die Versuchsplot des BEF-AF-Forschungsprojekt in IncaWayra und Pirhuras. Die liegen in einem bereits stark bebauten Gelände und sind deshalb vor solch einem Ereignis geschützt.
Ich danke allen, die mir in den vergangenen Stunden kräftigende Gedanken geschickt haben ….
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