Methodik der Datenaufnahme
Die Datenerhebung fand im Zeitraum vom 01. Oktober bis zum 28. November 2018 statt. Pro Baumart wurden jeweils 10 Exemplare gemessen. Die Baumarten sind:
Acacia melanoxylon – Schwarzholz-Akazie
Erythrina spec. (falcata/christa-galli)* – Chilijchi/Ceibo – Brasilianischer/Gewöhnlicher Korallenbaum
Fraxinus americana – Fresno – Weiß-Esche
Jacaranda mimosifolia* – Jacaranda – Palisanderholzbaum
Leuceana leucocephala – Leuceana – Weißkopfmimose
Polylepsis besseri subtusalbida* – Kewiña
Schinus molle* – Molle – Peruanischer Pfefferbaum
Tecoma stans* – Tecoma – Gelbe Trompetenblume
Tipuana tipu* – Tipa – Tipubaum
Zanthoxylum coco/Fagara coco* – Chirimolle
Sieben der Arten sind nativ in Bolivien (gekennzeichnet mit „* “). Die anderen wurden eingeführt und wachsen gut zwischen 2750m und 2850m NN auf der Versuchsfläche. Das gemessene Exemplar weist einen abgebrannten Stumpf auf, um sicherzustellen, dass es weder ein neu nach dem Brand gepflanzter, noch ein neuer selbstausgesäter Baum ist.
Im Folgenden werden die bleibenden Stämme als Hauptäste bezeichnet, die abgeschnittenen als Nebenäste.
Es wird der Austrieb aus der Wurzel oder dem Baumstumpf gemessen, die Hauptäste lebend, im stehenden Zustand, von der Austriebsstelle aus; die Nebenäste nach dem Schnitt von der Schnittstelle, die so nah wie möglich an der Austriebsstelle liegt, bis zur Spitze; entweder bis zur Terminalknospe, oder der letzten Achsel, wo sich zwei Blätter oder Blatt und Blüte abzweigen (siehe Liste Baumartenspezifische Längenmessung unten). Gemessen wurde mit einem Zollstock oder Maßband. Die Biegungen wurden mitgemessen, es wurde dem Verlauf des Stammes gefolgt. Die Biegungen werden mitgemessen, da durch ein einfaches gerades Messen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Biegung des Triebes bei einer Wiederholungsmessung anders ist und sich die Länge sehr unterscheidet. Die Messung erfolgte millimetergenau.
Bei den bleibenden Ästen wird der Umfang mit einem Maßband in 30 cm Höhe gemessen. Bei Unebenheiten am Stamm, durch beispielsweise Äste, wird das Maßband am nächsten zu den 30 cm Höhe, darunter oder darüber verschoben. Auch der Umfang wird in Zentimetern mit Millimetern als Kommastelle angegeben.
Der Schnitt erfolgt gemäß der Methode FMNR (Farmer Managed Natural Regeneration), wie weiter unten beschrieben.
Die Bäume wurden zufällig ausgewählt, auf der gesamten Fläche Mollesnejtas, wo es gebrannt hat, verteilt.

Native Bäume wurden mit einem roten Wollband versehen, nicht native mit einem gelben. Zur Wiedererkennung der Exemplare wurde das Wollband mit der Baumnummer entsprechend vielen Knoten versehen. Es ist wichtig die Bänder mit viel Spielraum um den Stamm zu knoten, da die Bäume in der Vegetationsphase schnell an Umfang zunehmen.
Baumartenspezifische Längenmessung:
Acacia melanoxylon: wird bis zur letzten Achsel mit zwei Blättern gemessen.
Erythrina spec.: wird bis zur letzten Achsel mit zwei Blättern gemessen.
Fraxinus americana: Es wird der Trieb bis zu der Terminalknospe gemessen.
Jacaranda mimosifolia: wird bis zu der Terminalknospe oder wenn diese nicht vorhanden ist bis zur letzten Achsel mit verzweigenden Blättern gemessen.
Leuceana leucocephala: wird bis zu der Terminalknospe
Polylepis besseri subtusalbida: wird bis zur letzten Achsel mit verzweigenden Blättern gemessen.
Schinus molle: wird bis zur letzten Achsel mit verzweigenden Blättern gemessen.
Tecoma stans: wird bis zur letzten Achsel mit zwei Blättern gemessen.
Tipuana tipu: wird bis zu der Terminalknospe oder wenn diese nicht vorhanden ist bis zur letzten Achsel mit verzweigenden Blättern gemessen.
Zanthoxylum coco: wird bis zur letzten Achsel mit zwei Blättern gemessen.
Auswertung
Es wurden zur Messung direkt Baumarten ausgewählt, die nach einem Brand sicher wiederaustreiben. Nicht wiederkommende Arten wurden nicht berücksichtigt. Es kommen viele weitere Arten wieder, doch die Aufnahme wurde auf zehn Arten begrenzt. Vier der Baumarten sind Leguminosen. Auf dem sehr kargen Boden wachsen diese am besten, da sie sich selbst mit Stickstoff versorgen können. Gedüngt wird auf der Fläche Mollesnejtas nicht, aber es wird mit Pflanzenmaterial gemulcht.
Wichtig war die Beendigung der Datenaufnahme vor dem Beginn der Regenzeit, da sonst das anfängliche Wachstum, in der zweiten Regenzeit nach dem Brand, miteinbezogen worden wäre. Die Vegetationsperiode hatte schon begonnen, da die Tage länger wurden. Doch mit dem Regen fängt ein rapider Wachstumsschub der Pflanzen an.
Acacia melanoxylon hat mit durchschnittlich 64,5 die meisten Triebe pro Exemplar mit einer durchschnittlichen Länge von 95,24 cm. Hier fällt am meisten Biomasse zum weiterverwerten an, die Triebe haben am ganzen Stamm Blätter. Der Schnitt einer Pflanze dauert sehr lange durch die vielen Triebe und das sehr harte Holz. Besonders bei der Akazie lohnt es sich, den Trieb während des Schnitts in die entgegengesetzte Richtung zu biegen, unter Spannung lässt sich das Holz leichter schneiden. Führt man den Schnitt alleine durch, bietet sich im Sitzen ein Fuß zum Drücken an, damit beide Hände frei sind. Es fällt leicht einen geraden Stamm zu finden, da die Akazie immer sehr gerade Triebe ausbildet.
Erythrina spec. hat meistens einen Haupttrieb der sehr gut ausgebildet und wächst senkrecht nach oben. Es gibt nur wenige Äste zum Wegschneiden. 4,6 Triebe sind es im Durchschnitt mit dem längsten Längendurchschnitt von 174,98 cm. Auch Aufasten ist oft nicht nötig, da die Krone nur an der Spitze ausgebildet wird. Zwar wächst Erythrina spec. sehr gerade, doch auch sehr schnell, so ist das Holz extrem weich und leicht und hat somit fast keinen Wert oder einen Verwendungszweck.
Fraxinus americana. Auffallend sind die im Durchschnitt 11 mittellangen (88,71cm durchschnittlich) und starken (durchschn. 7,29cm Umfang der Hauptäste) Triebe. Die Wuchsform ist oft sehr senkrecht. Es gibt wenig Äste am Stamm, die bei Höhenwachstum von selbst absterben, trotzdem aber hochgeastet werden können. Bei manchen Bäumen sind einige Blätter angefressen. Beispielsweise die Blattschneideameise nutzt den Fraxinus americana.
Jacaranda mimosifolia kommt sehr gut wieder, mit durchschnittlich 11,4 Trieben pro Baum und durchschnittlich 99,39 cm Länge. Am Jacaranda sind oft Schaumzikaden zu finden.
Leuceana leucocephala wächst wie die Tipa gerne geneigt, sodass keine senkrechten Triebe zu finden sind. Der Durchschnittlich der Triebanzahl ist 10,2 mit einer Länge von 77,82 cm. Nach Beobachtungen gibt es viele Seitentriebe die im 90-Grad-Winkel vom Stamm abzweigen.

Polylepis besseri. Die Triebe sind durchschnittlich die kürzesten mit 71,83 cm. Es sind aber viele Triebe vorhanden, 19,6 durchschnittlich. Hier lohnt es sich zwei oder drei Triebe stehen zu lassen, da die kurzen Triebe, mit Blättern direkt über dem Boden, leicht verfügbar für Meerschweinchen und Kaninchen sind. Das Holz ist sehr weich und nicht sehr stabil. Triebe lassen sich leicht von der Wurzel abziehen, sie brechen ab. Durch die Blätter am ganzen Trieb fällt sehr viel Biomasse durch den Schnitt an. Die einzelnen Exemplare stehen nah nebeneinander, da Polylepis besseri fast nur in einer Parzelle in Mollesnejta zu finden ist.
Schinus molle. Es sind durchschnittlich 20,6 Triebe pro Baum, von sehr kurzen bis langen, durchschnittlich mit 84,65cm Länge. Daher sind viele Triebe zu entfernen. Durch die vielen Triebe ist die Chance gut, einen geraden, senkrechten zu finden. Die Molle wächst aber gerne eher in die Breite als in die Höhe.


Tecoma stans hat wenige Triebe, die relativ senkrecht wachsen und nach einem Jahr schon lang sind, wenn der Baum vor dem Brand schon älter war. Er ist oft befallen von Schaumzikaden. Durchschnittlich hat er 5,9 Triebe mit 131,26 cm Länge.
Tipuana tipu. Die Tipa hat mit 6,3 Stück vergleichsweise wenig Triebe, die sehr geneigt wachsen. Senkrechte Triebe sind nie zu finden. Daher liegt die Baumhöhe immer unter der Hauptastlänge. Die Triebe sind durchschnittlich 138,19 cm lang. An einem Trieb finden sich nur wenige Blätter. Oft ist sie von Schaumzikaden befallen. Die Tipa ergibt beim Schnitt wenig Biomasse, da die sie nur an der Spitze einige Blätter hat.
Zanthoxylum coco hat durchschnittlich wenige 5,5 Triebe mit einer Länge von 131,46 cm. Die Chirimolle ist fast immer direkt neben einer Molle zu finden. Durch die Dornen ist der Schnitt, zum eigenen Schutz, etwas vorsichtiger durchzuführen.
FMNR
FMNR ist eine Methode zur nachhaltigen, erfolgreichen Wiederbewaldung. Es wird aktiv der Austrieb aus Baumstümpfen und Wurzeln gefördert. Weidende Tiere werden von den natürlich austreibenden Bäumen ferngehalten, damit sie diese nicht abfressen. Die Triebe werden, je nach Wachstum, in Abständen von Monaten oder Jahren beschnitten, sodass der Baum seinem Zweck gerecht werden kann. Die anfallende Biomasse kann als Viehfutter, Brennmaterial oder Mulch verwendet werden. Da keine neuen Pflanzlinge angeschafft werden müssen, ist die Methode äußerst günstig, solange die Arbeitskraft nicht zu teuer ist, da der Schnitt viel Zeit beansprucht. Außerdem haben sich die Arten im Wurzelreich schon etabliert und es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie nach dem Austrieb absterben. Versucht man Bäume anzupflanzen, kann es sein, dass sie sich nicht halten können und absterben.
Schnitt nach FMNR
Es werden bis zu drei Triebe eines Baumes herausgesucht, die stehen bleiben. In diese kann der Baum nun seine volle Kraft stecken, anstatt sie auf viele Triebe in die Breite aufzuteilen. Es ist fast immer sinnvoll, möglichst senkrecht nach oben wachsende Triebe auszuwählen. Die anderen Zweige werden abgeschnitten, durch einen geraden Schnitt quer durch den Stamm. Geht der zu schneidende Ast von einem bleibenden Trieb ab, wird der Schnitt schräg gesetzt, um den Hauptast zu schützen und die Versorgung durch den Stamm zu erhalten. Der Schnitt wird so nah wie möglich an der Austriebsstelle gesetzt. Dafür ist es oft nötig in der Erde nach dieser zu graben. Nach dem Schnitt kommt die Erde wieder an ihren Ursprungsort. Bei Erythrina spec. ist die Wundstelle nach dem Schnitt sehr anfällig, Daher wird als Desinfektionsmittel Speichel auf die Schnittstelle aufgetragen. Bei einigen Arten kann der Stamm noch aufgeastet werden. Seitentriebe werden so nah wie möglich am Stamm mit einem glatten Schnitt entfernt. Zum Schnitt werden der Baumgröße entsprechend eine kleine oder große Astschere oder eine Säge verwendet.


FMNR in Mollesnejta
Am 15. August 2017 brach auf einem Nachbargrundstück ein Feuer aus, das sich durch den starken Wind an diesem Tag schnell auf der Fläche Mollesnejtas verbreitete. 90% der Agroforstflächen waren betroffen.
Um die Fläche wieder zu bewalden werden sowohl Stecklinge gepflanzt als auch wiederkommende Triebe nach der Methode FMNR beschnitten. Außer Erythrina spec., Acacia melanoxylon, Fraxinus americana und Tecoma stans zeigen alle hier behandelten Bäume die Tendenz, sehr in die Breite zu wachsen. Es ist schwierig einen senkrechten Trieb zu finden. Da die Bäume recht weit auseinanderstehen, versuchen sie sich selbst und den Boden mit ihrem Wurzelwerk zu beschatten.
Geschnittenes Material wird als Mulch verwendet. Sind in der Nähe Obstbäume wird es bevorzugt direkt um diese herum gelegt. Der Mulch dient als Beschattung des Bodens. Das Regenwasser verdunstet nicht so schnell, wegen geringerer Wärme durch die Beschattung und der Mulch hält das Wasser. Während des Zersetzungsprozesses werden über die Zeit die Nährstoffe für die Pflanze verfügbar. Durch den Schatten wachsen weniger Beikräuter direkt neben der Zielpflanze.
Die je zwei Esel und Lamas werden zum Weiden dort angebunden, wo sie keine Bäume anfressen und genügend Gras vorhanden ist.

Mollesnejta ist ein Agroforst Forschungszentrum in den Anden. Noemi Stadler-Kaulich pflanzt seit 20 Jahren Bäume auf ihrem Grundstück. Das Ziel ist es, der lokalen Bevölkerung zu zeigen, wie ein nachhaltiger Anbau von Lebensmitteln in den Anden funktionieren kann. Durch die Ergebnisse können weitere Agroforstparzellen von der Artenauswahl so geplant werden, dass genügend Bäume von alleine nachwachsen, sollte ein Feuer über die Fläche gehen. So müssen keine neuen Bäume gekauft und gepflanzt werden. Das ist günstiger und bedeutet weniger Aufwand.

Quellen:
Autorin: Theresa
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