Baudokumentation Trockenklo – Rohbau
Kaum in Mollesnejta angekommen, lautete die Aufgabe für den ersten Arbeitstag gleich, beim Bau eines neuen verbesserten Trockenklos zu assistieren. Bei einem Trockenklo handelt es sich streng genommen um ein gewöhnliches Plumpsklo, bei welchem jedoch Urin und Exkremente gesondert gesammelt werden und die Auffangbehälter austauschbar sind.
Zu Beginn der KW 34 rückten dann in aller Herrgottsfrühe Don Luis und sein Sohn an, und gleich ging es nach Begutachtung des Baugrundes mit dem Wegräumen aller größeren Steine los. Zu meiner Verwunderung war jedoch der Plan für das Bauvorhaben keineswegs ausgereift. Vielmehr existierte bloß eine grobe Skizze sowie eine vage Vorstellung der Abmessungen, sodass am selbigen Morgen gleich erst einmal am Referenzobjekt – dem „alten“ Trockenklo – nachgemessen und an der Baustelle dann genau abgemessen werden musste.
Infolgedessen war natürlich auch noch nicht geklärt, an welcher Stelle und wie viele Betonpfeiler gesetzt werden mussten. Eine kleine Katastrophe für einen Planungsfanatiker wie mich. Nach einiger Diskussion waren die grundlegenden Fragen dann geklärt und es konnte mit der Vorbereitung der Baumaterialien, welche im Laufe des Vormittags bereits geliefert worden waren, beginnen. Allen voran mussten die zahlreichen Stahlstreben in eine gerade Form gebracht werden, was einige Zeit beanspruchte. Ebenfalls wurde schon fleißig an der Verschalung gewerkelt, nachmittags wurde dann der Baugrund präpariert, indem Erde bewegt und Bäume bzw. Sträucher zurechtgestutzt wurden.
Am zweiten Arbeitstag begannen dann die Arbeiten an der Armierung, vormittags wurden die Eisen zurecht geschnitten und -gebogen, nachmittags dann mithilfe von Draht zu Pfeilern geformt. Auch wurden bereits erste Löcher an späterer Position der Pfosten ausgehoben.
Am folgenden Mittwoch konnten die ersten drei Pfeiler dann mithilfe von Beton im Boden verankert werden, dabei nahm das Gebäude schließlich erstmals Form an. Beim Setzen der Stahlträger habe ich dann erfahren müssen, wie locker man hier mit rechten Winkeln, Parallelität und Planvorgaben umgeht und habe mich mehrmals gezwungen gefühlt, auf gewisse Fehlstellungen hinzuweisen und diese dann natürlich auch zu korrigieren. Nachmittags folgten dann die Vorbereitungen für die drei noch folgenden Pfeiler.
Donnerstags konnten diese dann in meiner Abwesenheit (letztere aufgrund von Visa-Erledigungen) an Ort und Stelle gebracht werden, und bei Feierabend bot sich ein schon gleich viel klareres Bild dessen, was wir hier zu errichten beabsichtigen.
Am fünften Arbeitstag wurde dann – ebenfalls in meiner Abwesenheit – mit dem Gießen der Fundamente der Stützmauern begonnen, auch wurde ein Pfeiler in Teilen bereits betoniert, leider jedoch ein wenig schief. Auch wurde bereits die Verschalung für die erste Stützmauer zurechtgezimmert. Am Samstag – in Bolivien anscheinend ein normaler Arbeitstag – wurde diese dann mit vereinten Kräften gegossen.
Stand der Arbeiten nach einer Woche, die ersten Fundamente sind zu erkennen
Am Anfang der zweiten Woche (KW 35) konnte dann die Verschalung der Stützmauer abgenommen und an nächster Stelle aufgebaut werden. Da die zweite Wand allerdings weder parallel noch orthogonal zur ersten steht, kam es zu einigen Komplikationen, da ich ausdrücklich darauf hinweisen musste, dass die Seiten doch nach wie vor gerade sein und die Enden der Mauer folglich angeschrägt werden sollten.
Nach einigem Hin und Her konnte dann nachmittags auch diese Wand gegossen werden und kurz vor Feierabend folgte dann eine Diskussion über das weitere Vorgehen. Spätestens dabei, wenn nicht sogar schon am ersten Arbeitstag, habe ich feststellen müssen, welch eine untergeordnete Rolle die Ästhetik hier doch spielt. Anstelle einer schicken Wand aus Stahlbeton zieht man einen Hohlraum vor. Ein reiner Zweckbau. Andere Länder, andere Sitten.
Die erste Wand ist fertig gegossen, die zweite noch verschalt
Dienstags konnte dann die Verschalung der zweiten Wand abgenommen und für den Guss der dritten in Position gebracht werden. Auch wurden vormittags schon die Materialien für den Fußboden angeliefert. Nachmittags wurde dann gegossen, so wie hier anscheinend üblich mit zahlreichen größeren Steinen im Beton, ob aus Stabilitäts- oder Kostengründen, konnte ich noch nicht erschließen. Anschließend wurden erste Vorbereitungen für den Bau des Bodens getroffen.
Am folgenden Tag konnten dann auch die Betonstreben samt der Styroporfüllungen an Ort und Stelle platziert und teilweise armiert werden. Schade ist hierbei, dass der Fußboden an der angeschrägten Seite über die Grundmauer hinausragt und dem Bau damit ein weiteres Stück Ästhetik raubt. Auch wurde im hinteren Bereich schon begonnen, die Fundamente für die Stufe um 40 cm zu erhöhen.
Donnerstags konnte dies dann abgeschlossen und die Armierung des Fußbodens fortgesetzt werden, kurz vor Mittag jedoch mussten die Arbeiten für den Tag beendet werden, da sich plötzlich herausstellte, dass andere Toiletten als die in der Planung vorhergesehenen beschafft wurden. War vorher wie beim Vorgängermodell eine erhöhte Stufe mit Aussparungen als Sitz angedacht, wurden nun (schönere und praktikablere) Keramiktoiletten gekauft. Damit war das bisherige Konzept nun hinfällig und die schon begonnene Stufe nicht mehr von Nöten – dafür aber ein durchgehender Fußboden. Ein schieres Planungschaos.
Tags darauf musste nun des Problems Lösung gefunden werden, und man beschloss, in die erhöhten Pfeiler für die Stufe einen weiteren Betonträger einzuarbeiten, um den Fußboden bis zur Hinterkante fortführen zu können. Gesagt, getan.
Nach einer Pause in Form eines verlängerten Wochenendes konnte dann dienstags in der ersten Septemberwoche (KW 36) die Verschalung des Fußbodens in Angriff genommen werden. Dies hat dann auch den gesamten Arbeitstag in Anspruch genommen, und wieder einmal war ich erstaunt, wie sehr doch eigentlich nur nach Augenmaß gebaut wird. Dazu kommt dann noch eine gute Prise Improvisation – man stützt die Verschalung mit den Hölzern, die man gerade so finden kann – sowie reichlich Erfahrung, vor allem hinsichtlich der Statik des Gebäudes, berechnet werden höchstens noch ein paar Längenmaße, mehr aber dann auch nicht.
Der Fußboden ist fertig verschalt und zum Guss bereit
Tags darauf wurde dann den ganzen Vormittag lang fleißig betoniert, am Nachmittag wurde weitere Armierung für die Säulen, welche bisher zu kurz geraten waren, gefertigt.
Nach diesem sehr arbeitsintensiven Tag ging es am Donnerstag dann doch ein wenig gemächlicher zu, indem die Säulen verlängert, die Styroporplatzhalter entfernt sowie die Verschalung der ersten Säule an Platz und Stelle gebracht wurde.
Der Fußboden ist fertig gegossen
Zum Ende der Woche wurde dann noch die zweite Säule verschalt und mitsamt der Ersten auch direkt in Beton gegossen. Langsam lässt sich nun auch erahnen, wie das Gebäude später einmal aussehen wird.
Anfang der nächsten Woche (KW 37) ging es dann mit den restlichen Pfeilern weiter, eine sehr repetitive Arbeit. Nachdem auch diese nun fertiggestellt waren, konnte am Mittwoch die Armierung der vorderen Stützstrebe des Daches gefertigt und gleich an Ort und Stelle gebracht und verschalt werden. Am Donnerstag ging es dann erwartungsgemäß mit dem Betonieren los, anschließend wurde nachmittags die Armierung der zweiten Strebe in Angriff genommen.
Pfeiler sowie die erste Stützstrebe sind fertig gegossen
Zum Wochenende hin konnte diese dann auch vollendet werden. Damit war das Betonieren abgeschlossen, sodass am darauffolgenden Montag (KW 38) Querstreben für das Dach in Form von gut durchgetrockneten Baumstämmen zunächst auf dem Gelände gesucht und anschließend mit der Machete bearbeitet wurden. Letzteres nahm dann doch leicht martialische Züge an. Danach wurden die Stämme noch mit Benzin bestrichen und konnten dann mithilfe von Draht auf den Längsstreben aus Beton befestigt werden. Nachmittags folgte der „letzte Schliff“, indem die Stämme mit der Motorsäge so zurechtgesägt wurden, dass sie an den Seiten eine gerade Linie bilden.
Tags darauf waren nun auch die benötigten Hölzer, welche das Wellblechdach stützen, bzw. auf welchen jenes verankert ist, vorhanden, leider waren diese ein wenig verzogen, was das Anbringen erschwert hat. Zu guter letzt wurden dann die meisten Wellbleche installiert, was den vorläufigen Abschluss des Baus darstellt.
Der fertige Rohbau
Maße des Rohbaus – nach der Konstruktion
Autor – Jordan Rottmann
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