Unsere Praktikantin Johanna hat sich dazu entschlossen, über die deutsche NGO Naturefund eine Ausbildung zur Agroforsttrainerin zu machen (nähere Infos dazu gibt es hier).
Dazu muss sie eine eigene Agroforstparzelle installieren und monatlich einen Bericht verfassen, die wir auch regelmäßig auf unserer Homepage veröffentlichen. So kann man auch aus der Ferne die Entstehung der Parzelle beobachten und auch jedes Mal etwas mehr über Agroforst lernen.
Design der Agroforstparzelle
Idee: Kombination von Obst-, Begleitbäumen und Gemüsebeeten, Bewässerungskanäle gefüllt mit Aktivkohle
Obstbaumarten: 1 Pacay, 2 Pfirsiche, 2 Avocados
Begleitbaumarten: 1 Retama, 1 Maulbeerbaum, 1 Toborochi
Die Obstbäume wurden jeweils mit einem Abstand von ca. 4m zueinander gepflanzt. Die Bewässerungskanäle wurde vom höchsten Punkt der Parzelle ausgehend angepasst an das Gelände bis zu den Avocadopflanzlöchern gemacht. Für die Terrasse wurde oberhalb der Obstbäume und unterhalb der Begleitbäume anhand des Geländes ein Graben gezogen. Die Zwischenräume der Bewässerungskanäle sind für die Gemüsebeete vorgesehen.

Substrat
Ich habe sowohl bei den Obstbäumen als auch bei den Begleitbäumen folgendes Substrat verwendet: untere zwei Drittel der Pflanzlöcher: 25% Aktivkohle + 75% Erde, oberes Drittel der Pflanzlöcher: 25% Mist, 25% gehäckseltes Stroh, 50% Erde und Schlamm
Die Aktivkohle haben wir in einem Köhlerofen (Modell Kon-tiki quechua) aus Brennholz, das vor Ort gesammelt wurde, hergestellt und mit Urin aus den Trockentoiletten aktiviert. Die Aktivkohle wird verwendet, um das Wasser im Boden zu speichern und um den Pflanzen durch die Aktivierung mit Urin Nährstoffe (vor allem Stickstoff und Phosphate) bereitzustellen. Die Aktivkohle wird allerdings nur in die unteren zwei Drittel des Pflanzlochs eingebracht, um die Pflanzenkommunikation sicherzustellen. Wenn die Aktivkohle gleich in direkter Nähe der Pflanze wäre, hätte sie Wasser und Nährstoffe sozusagen gleich vor der Haustüre und müsste nicht längere Wurzeln und vor allem keine längeren Feinwurzeln ausbilden, über die sie mit anderen Pflanzen kommuniziert und Nährstoffe austauscht. Aus diesem Grund habe ich die Aktivkohle nur in den unteren Teil des Pflanzlochs gegeben. Das gehäckselte Stroh habe ich verwendet, da es sich schnell zersetzt und als Biomasse Futter für die Bodenbakterien darstellt. Da der Boden hier größtenteils aus Sand und Lehm besteht und sehr arm an Humus ist, ist das Zuführen von Biomasse vor allem auch am Anfang sehr wichtig. Durch den Mist und den Schlamm werden in den Boden Mikroorganismen und Nährstoffe eingebracht. Außerdem erhält der Boden durch das Einbringen von grobem Material Struktur und Lüftung, das für das Leben der Bodenlebewesen wichtig ist. Da unser Boden kaum Humus enthält, würde er sehr schnell verbacken und hart werden, wenn er einmal nass geworden ist.
Vorgehensweise bei der Installierung der Parzelle
- Löcher graben: 5 große Löcher (1x1x1m) für Obstbäume, 3 kleine Löcher (0,5×0,5×0,5m) für Begleitbäume
- Substrat herstellen und mischen
- Löcher füllen
- Graben für die Terrassierung graben
- Bewässerungskanäle graben
- Pflanzgraben für Windfang aus Büschen graben
- Pflanzen und eingießen
- Erde sieben
Folgende Schritte fehlen noch:
- Terrassen errichten
- Substrat für Windfang herstellen und mischen
- Pflanzgraben füllen
- Büsche für Windfang pflanzen und eingießen
- Boden der Gemüsebeete auflockern, Steine entfernen
- Gemüsebeete mit gesiebter Erde nivellieren, mit Mist anreichern
- Vögelschutznetz für Gemüsebeete herstellen
- Gemüsebeete anpflanzen
Was ich gelernt habe
- Es hat wenig Sinn, eine Parzelle auf dem Papier zu planen, man muss das vor Ort machen, um die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen zu können (z.B. schon vorhandene Pflanzen, Geländeneigung)
- Wenn man eine Zeit lang auf „seinem“ Stück Land arbeitet, kommen nach und nach die Ideen für die Parzelle. Man spürt einerseits die Verantwortung für das Land und andererseits eine große Freude für das Gestalten
- Auf Diversität im Konsortium der einzelnen Pflanzlöcher achten, damit sich die Pflanzen gegenseitig ergänzen und verschiedene Aufgaben erfüllen
- Worauf man beim
Bäume pflanzen achten muss:
- nicht zu Mittag in der prallen Sonne pflanzen, denn die Hitze würde den Pflanzen neben dem Umpflanzen noch zusätzlichen Stress bereiten
- nach den Pflanzen immer die frisch gepflanzten Pflanzen eingießen, damit die feinen Wurzeln Bodenkontakt bekommen
- es darf bei den Wurzeln kein Hohlraum entstehen, da sonst die Gefahr besteht, dass die Wurzeln zu faulen beginnen



Pflanzenportrait: Pacay (Inga Feuillei)
Da der Pacay in der Mitte meiner Parzelle steht und mir vor meinem Aufenthalt in Bolivien auch nicht bekannt war, möchte ich ihn hier kurz vorstellen.
Der Pacay, auch bekannt als Ice-cream bean tree, ist ein heimischer Fruchtbaum den Tälern der südwestlichen Anden und ein Klimaxbaum, er wird also über hundert Jahre alt. Er gehört zur Familie der Fabaceae (Hülsenfrüchtler) und ist daher stickstofffixierend (Leguminosenbaum). Die Früchte haben die Form einer flachen, bis zu 20cm langen Schote und enthalten weißes, essbares Fruchtfleisch. Wegen des süßen Geschmacks kommt auch der Name Ice-cream bean tree. Die ersten Früchte erhält man je nach Boden nach fünf bis zehn Jahren. Der Pacay eignet sich gut für Agroforstsysteme, da er sehr schnitttolerant ist. Das heißt, er treibt nach dem Schnitt in kurzer Zeit wieder aus. So kann er gut in die gewünschte Form gebracht werden und es wird verhindert, dass er zu viel Schatten auf die Primär- und Sekundärpflanzen wirft. Außerdem gibt der Pacay viel Biomasse, die wiederum als Mulchmaterial zur Bodenbedeckung und in weiterer Folge zur Bodenverbesserung verwendet werden kann. Der Pacay wächst schnell. Die Äste haben drei bis fünf Paar länglich-elliptischer Blätter und an der Spitze ein größeres Endblatt. Leicht zu erkennen ist der Pacay an den verbreiterten Ästen, die den Anschein erwecken, dass auch längs der Äste kleine Blätter wachsen. Die Blüten sind weiß.


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