Ein Regenwurm ist ein Destruent, d.h., dass er pflanzliche Reststoffe wie beispielweise Blätter frisst und sie anschließend als wertvolle Mineralstoffe wieder ausscheidet. Damit gehört er zu den wichtigsten Produzenten von Dauerhumus und ist ein wichtiger Bestandteil des Nährstoffkreislaufs.
Der Regenwurm, auch geringelter Wurm genannt, gehört dem Stamm der Ringelwürmer an. Es sind über 3.000 verschiedene Arten bekannt, die in drei Unterarten unterschieden werden. Die durchschnittliche Lebenszeit liegt zwischen drei und acht Jahren.
Lebensraum
Der Regenwurm lebt im Erdreich und frisst sich durch den Boden, dabei schafft er Röhrengänge. Am liebsten siedelt er sich in humusreichen Böden, mit viel Feuchtigkeit und reichlich organischen Stoffen, an. Ein zu durchwässerter Boden stellt jedoch eine Gefahr für ihn da. Der Boden wird sauerstoffarm und der Regenwurm, der Sauerstoff über die Haut aufnimmt, stirbt.
Am aktivsten ist er im Frühjahr und Herbst. Im Sommer und Winter ist Ruhezeit. Bei hohen Temperaturen kann ein Regenwurm in eine Hitzestarre verfallen, damit er die Zeit unbeschadet überleben kann. In den kalten Monaten im Winter befindet sich der Regenwurm in einem Winterschlaf, zu langanhaltende Frostperioden schaden ihm aber. Sein Überwinterungsort kleidet er vorher, zur Isolierung, mit Kot aus. Währenddessen nimmt er keine Nahrung auf und verliert die Hälfte seines Körpergewichtes, wobei es sich zu 90 Prozent um Wasser handelt. Er kringelt sich spiralförmig zusammen, wodurch er eine geringere Oberfläche hat und die Körperwärme langsamer entschwindet. Sie haben viele Fressfeinde, darunter vor allem die Vögel.
Körperbau
Vereinfacht dargestellt ist der Regenwurm ein mit Ringen versehener Schlauch. Er besitzt weder Arme noch Beine, ist stumm, blind und taub. Seine Sinnesleistungen beschränken sich auf den Tast-, Geschmacks-, Lichtwahrnehmungs- und Erschütterungssinn. Wenn man näher hinschaut ist der Körper in 60 bis 160 Segmente, zylindrische Glieder, aufgeteilt. Die Anzahl der Segmente nehmen im Alter zu. An der Bauchseite sind pro Segment vier Borstenpaare verwachsen, die zur Fortbewegung dienen. Der Regenwurm gehört zu den Wirbellosen und besitzt kein Skelett. Formstabilität gibt ihm ein Hautmuskelschlauch, eine Einheit aus zwei unterschiedlichen Muskelschichten. Diese Steuern als Längs- und Ringmuskeln die Fortbewegung.

Nahe dem Gürtel, dem Geschlechtsring, befindet sich der Kopf des Wurms. Dieser besitzt eine Mundöffnung, die Bauchseitig liegt und von einem Kopflappen verdeckt wird. Nahrung wird über die Mundöffnung aufgenommen und wandert zum Schlund, wo durch die darüber liegende Schilddrüse Feuchtigkeit hinzugefügt wird. Über die Speiseröhre landet die Nahrung im Kropf, je nach Notwendigkeit wird der Nahrungsbrei hier weiterzermalmt. Anschließend werden die Nahrungsreste im Mittel- und Enddarm zerkleinert und gefilterte Nährstoffe von der Darmwand resorbiert. Sie werden an den Herzkreislauf weitergeleitet. Der Enddarm ist für die Ausscheidung von festen Nahrungsresten und Abfallprodukten über den After verantwortlich. Die Ausscheidungen, auch Wurmhumus genannt, sind geruchlose, saubere bioorganische Substanzen mit hohem Nährstoffgehalt für alle Pflanzen.
Durch das Regenerationsvermögen ist es dem Regenwurm möglich nach einer Durchtrennung das Hinterteil fast vollständig wieder auszubilden.
Vermehrung
Regenwürmer sind Zwitter. Zur Vermehrung suchen sie sich einen etwa gleich großen und der selben Unterart angehörigen Partner. Sie legen sich entgegen gesetzter Richtung zusammen und verkleben sich mithilfe von Schleim. Dabei tauschen sie Samenflüssigkeit aus, welcher in der Samentasche deponiert wird. Nach der Trennung bilden sie um den Gürtel einen Schleimring, der mitsamt Eiern, Samen und Nährflüssigkeit abgestreift wird. Beim Abstreifen, über das Kopfteil, schließt sich der Ring an beiden Enden und es bildet sich ein Wurmkokon. Wurmkokons werden auch als Wurmeier bezeichnet, wahrscheinlich Aufgrund des eiförmigen Aussehens. Die Wurmkokons haben einen Durchmesser von zwei bis vier Millimetern und können je nach Wurmart ein bis sieben Würmer hervorbringen. Von dem Abstreifen bis zum Schlüpfen kann es einige Wochen bis zu einigen Monaten dauern. Wurmkokons können einen sehr langen Zeitraum überdauern bevor die Umgebung des Bodens zum Schlüpfen geeignet ist.
Artenaufteilung
Wie eingangs angemerkt wird die Art Regenwurm, aufgrund der Besiedlung unterschiedlicher Bodenschichten, in drei Unterarten unterteilt. Die epigäische, endogäische und anektische Art.
Die epigäischen Arten, auch als Streubewohner bezeichnet, leben im Oberboden, welcher mit organischem Material angereichert ist. Dort legen sie kleine, hauptsächlich horizontale Gänge an. Nur in der Ruhezeit graben sie bis zu einer Tiefe von 50 cm unter der Erdoberfläche. Zur Nahrungsaufnahme kommen sie an die Erdoberfläche, deshalb haben sie eine dunkle Pigmentierung. Sie dient als UV-Schutz und als Tarnung. Außerdem sind die epigäischen Arten kleiner und agiler als tiefer lebende Arten. Sie ernähren sich von Tierausscheidungen, totem Pflanzenmaterial, Bakterien und Pilzen.
Die endogäischen Arten, die Mineralbodenbewohner, leben in bis zu 50 cm Tiefe. Sie bilden horizontale, stark verzweigte Gangsysteme. Durch ihre hohe Grabaktivität, tragen sie stark zur Feindurchmischung des Mineralbodens mit organischen Substanzen bei. Diese Art verlässt das Erdreich nur selten, wodurch sie keinen UV-Schutz oder Tarnung braucht und demzufolge nicht pigmentiert ist. Ihre Haut ist mehr oder weniger durchsichtig. Sie nehmen hauptsächlich abgestorbene Wurzelteile und organische Substanzen zu sich, dazu müssen sie große Mengen an Erde fressen.
Die anektischen Arten, auch Tiefgräber oder Vertikalbohrer genannt, zählen mit bis zu 45 cm zu den größten Arten. Sie graben bis zu drei Meter tiefe, vertikale Gangsysteme, die anschließend mit Schleim und Kot für eine bessere Stabilität ausgekleidet werden. Sie bewegen sich regelmäßig zur Nahrungsaufnahme und Paarung bis zur Bodenoberfläche. Zum Schutz haben sie eine rotpigmentierte Rückenseite. Einige Arten sind nur zur Hälfte pigmentiert, weil sie den Boden nur mit der oberen Körperhälfte verlassen. Sie ziehen ihre Nahrung, Laub und andere Streureste, unter die Erde um sie dort zu fressen und verdauen.
Gemeinsam sorgen die drei Unterarten für die Verbesserung der Bodenqualität. Durch das Grabverhalten, das Bilden von Gangsystemen, wird der Boden aufgelockert und durchmischt, wodurch die Durchlüftung gefördert und der Wasserhaushalt des Bodens reguliert wird. Außerdem wird die Sauerstoffversorgung verbessert und Raum für Wurzeln geschaffen, welches das Pflanzenwachstum in die Tiefe fördert. Durch das Fressverhalten werden tiefliegende Schichten mit Mikroorganismen, Nährstoffen und wertvollen organischen Stoffen versorgt. Des Weiteren ist der Kot ein natürlicher Dünger.
Der Kompostwurm
Der Kompostwurm gehört zu den epigäischen Arten und ist unter den Namen Mistwurm oder Stinkwurm bekannt. Er befindet sich neben zahlreichen Kleinstlebewesen und Mikroorganismen in unserm Komposthaufen. Unter den Kompostwürmern gibt es viele verschiedene Arten. Die bekanntesten und weitesten verbreiteten Arten, die sich vor allem an der Pigmentierung unterscheiden, sind Eisenia andrei, Eisenia foetida und Eisenia andrei. Der ausgewachsene Wurm kann bis zu neun cm lang werden. Sein Körper kann in bis zu 105 fleischfarbene Abschnitte unterteilt sein, die zum Ende des Körpers hin heller werden. Der Kompostwurm fühlt sich in Kompost- oder Misthaufen am wohlsten, ist aber auch unter verrottenden Pflanzen oder Wiesenböden zu finden. Seine bevorzugte Temperatur, von 20 bis 25 °C, ist deutlich höher als bei den meisten Regenwurmarten.
Sie helfen bei der Kompostierung indem sie Nahrungsreste und abgestorbene Pflanzen aufnehmen und in Form von einer konzentrierten Menge an Nährstoffen ausscheiden. Täglich kann er die Hälfte seines Körpergewichts an organischem Material zu Wurmhumus verarbeiten. Außerdem lockern sie den Komposthaufen auf, wodurch Wasser und Luft an die tieferen Schichten dringen kann.
Regenwurmkompost
Die Platzwahl ist sehr wichtig. Der Ort muss schattig sein und nicht zu nass, damit die Würmer vor dem Austrocknen und Ertrinken geschützt sind. Außerdem ist zu beachten, dass der Komposthaufen einen direkten Bodenkontakt und ausreichend große Öffnungen besitzt, durch die Luft an den Kompost kommt.

Der Kompost muss zweiteilig, durch eine von Regenwürmen passierbare Abtrennung, angelegt werden. Damit die Kompostwürmer, sobald sie den Komposthaufen fertig kompostiert haben, auf die andere Seite wandern können. So verliert man keine Würmer beim Entnehmen des Wurmhumus. Es ist wichtig den Kompost mit Vogelschutz anzulegen, da die Würmer sonst ohne Fluchtmöglichkeit dem Fressfeind ausgeliefert sind. Eine große Vielfalt an Sachen gehören auf den Kompost, von Obstschalen bis Papier. Jedoch gehören Speisereste oder Fleisch nicht dazu, weil sonst Ratten und Mäuse angezogen werden.

Der Kompost kann bereits im halbverrottetem Zustand verwendet werden. Regenwurmhumus enthält Stickstoff, Phosphor, Kali, Mikroorganismen zur Belebung des Bodens, Spurenelemente, Huminsäure, Mikronährstoffe, Enzyme und Botenstoffe. Durch den Gebrauch als Dünger kommt es nicht zu einer Überdüngung, anders als bei mineralischem Kunstdünger, wobei der Boden übersäuert. Pflanzen können sich gut selbst versorgen, werden mit Kunstdünger aber schnell überdüngt. Dadurch wachsen sie zwar schneller, werden aber ebenso anfälliger für Schädlinge und Krankheiten.
Autorin: Maya Espenschied
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